Brandschutz

Brandschutz in Zeiten der Digitalisierung

Die digitale Welt bringt im privaten und gewerblichen Bereich viele Vorzüge. Für Unternehmen sind an das Thema „Digitalisierung“ jedoch auch einige Pflichten geknüpft – so zum Beispiel spezielle Auflagen an den Brandschutz.

Egal, ob in Industrie oder Büro: Die computergesteuerten Systeme, die unerlässlich für die alltägliche Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -archivierung sind, müssen geschützt werden. Worauf es hier beim Brandschutz ankommt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Brandbeauftragte und Verantwortliche auf dem neusten Stand halten

Die Brandsicherheit beginnt bereits in der Planungsphase des Brandschutzkonzepts – das gilt auch für IT. Um über alle geltenden Regelungen und Normen informiert zu sein und diese fachgerecht umzusetzen, bedarf es ausreichend Schulung für Architekten, Planer, Ingenieure, Baubeauftragte, Immobilienbetreiber, Behördenmitarbeiter und Co. Beispielsweise dürfen Brandmelde- und Sprachalarmanlagen im Gewerbe nur mit Zertifizierung nach DIN 14675 installiert und gewartet werden.

Neben den herkömmlichen Anforderungen an den Brandschutz, der bereits vielen sich ändernden Regelwerken unterliegt, kommen beim Brandschutz in einer digitalen Welt einige weitere Dinge hinzu:

  • Vernetzung und Ferninspektion von sicherheitsrelevanten Anlagen

  • Planung und Projektierung des Sicherheitskonzeptes mit digitaler Unterstützung

  • Spezielle Branddetektion und -bekämpfung bei Rechenzentren

Seminare und Weiterbildungen für diese Bereiche sind je nach Branche und IT-Landschaft sehr wichtig, um den bestehenden Brandschutz angemessen zu erweitern. In den letzten Jahren haben sich mit der neu eingeführten Musterverwaltungsvorschrift der Technischen Baubestimmungen (MVV TB), der Energiesparverordnung sowie der überarbeiteten Industriebau-Richtlinie die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert. Mit einer Auffrischung kann ein Unternehmen viel tun, um das Potenzial der Digitalisierung sicher zu nutzen.

Brandschutz in Rechenzentren – besondere Maßnahmen erforderlich

Server bilden das Rückgrat der Digitalisierung. Mehrere Nutzer können gleichzeitig Zugriff erhalten und die dort gespeicherten Daten, Dateien und Services abrufen. Sowohl im privaten Leben als auch im betrieblichen Bereich sind wir heutzutage abhängig von dieser Hardware: Denn ohne sicher laufende Server könnten wir weder zu Hause gemütlich auf der Couch einen Streaming-Dienst nutzen, noch auf der Arbeit effektiv kommunizieren oder Anlagen steuern.

Auch wenn oft von der „Cloud“ gesprochen wird, müssen sich die Server physisch an einem Ort befinden. Um die wichtige Hardware vor Brandschäden zu behüten, kommt dem Schutz von Rechenzentren und Serverräumen eine immer bedeutendere Rolle beim generellen Brandschutz zu. So ist ein Datenverlust in der heutigen Zeit nahezu für jedes Unternehmen mit verheerenden Folgen verbunden.

Serverraum

Brandrisiko Hardware: Berücksichtigung im Brandschutzkonzept

An einem Ort, wo sich viel Hardware zentriert – also vom kleinen Serverraum bis zum Rechenzentrum –, müssen die vielfältigen Brandrisiken sowie die besondere Empfindlichkeit der IT-Systeme im Brandschutzkonzept berücksichtigt werden. Ein sicheres Konzept lässt sich hier in drei Faktoren zusammenfassen, die für eine umfassende Brandvermeidung, eine schnelle Branddetektion und eine möglichst rückstandslose Brandlöschung sorgen, um finanzielle Folgeschäden zu vermeiden oder geringzuhalten.

  1. Baulicher Brandschutz für den Serverraum

Bereits vor der Errichtung eines Serverraumes können bauliche Vorkehrungen getroffen werden, die ein Ausbrechen eines Feuers minimieren. Das wären zum Beispiel die Konzipierung von Brandabschnitten sowie die Ausstattung von Wänden, Böden und Decken des Serverraums mit Materialien einer hohen Feuerwiderstandsklasse. Auch sollten Wasser- und Gasleitungen im Bereich von Servern und Rechenzentren bei der Planung vermieden werden. Zudem ist auf ausreichende Abstände bei der Verlegung von Kabeln und Kabelsträngen zu achten.

  1. Organisatorischer Brandschutz im Serverraum

Neben den präventiven baulichen Maßnahmen des Brandschutzes müssen Verhaltensregeln für Mitarbeiter bestehen. Zu den organisatorischen Vorgaben sollte in jedem Fall gehören:

  • Rauchverbot im Serverraum

  • Schließen von Sicherheitstüren

  • keine Lagerung von brennbaren Materialien

  • keine Ablage von Gegenständen in Bereichen der Lüftungsanlagen

  • Verbot eigenmächtiger Änderungen an der Klimatisierung

Diese Regeln müssen für einen effektiven Schutz beachtet, kontrolliert und gegebenenfalls geahndet werden. Änderungen sind dem Personal bekannt zu geben und auch in dauerhafter Form (Aushang) für die Mitarbeiter zugänglich sein.

  1. Technischer Brandschutz im Serverraum

Selbst wenn die beiden vorhergehenden Teile im Brandschutzkonzept beachtet werden, kann sich in Serverräumen ein Feuer entfachen. Denn Hauptverursacher sind bei IT-Unternehmen immer noch elektronische Komponenten. Defekte Kondensatoren, Netzteile oder sonstige Kurzschlüssen erzeugen schnell kleine Schwelbrände. Technische Anlagen schaffen hier Abhilfe bei der frühzeitigen Branddetektion und Brandbekämpfung, ohne die teure Hardware zu beschädigen. Dazu gehören:

  • Hochsensible Rauchmelder mit aktivem Rauchansaugsystem

  • nicht leitende Löschmittel wie Argon, Stickstoff oder Novec 1230

  • Abzugsvorrichtung für den Serverschrank oder den gesamten Raum

  • Maßnahmen für Personenschutz (Stickstoff) und Druckentlastung bei Raumflutung

  • Automatisierte Stromabstellung mit Monitoring-System und Power Distribution Unit (PDU)

Fazit: Anforderungsanalyse für umfassenden „digitalen“ Brandschutz essentiell

Inwieweit diese baulichen, organisatorischen und technischen Maßnahmen des Brandschutzes im Unternehmen umgesetzt werden müssen oder sollten, richtet sich nach vielen Faktoren. Je nach Branche und Dienstleistung, kann ein Datenverlust die laufenden Geschäftsprozesse dauerhaft schädigen – eine hohe Ausfallsicherheit ist in jedem Fall erwünscht. Ob ein Löschsystem für den gesamten Serverraum benötigt wird oder doch eine kleinere Anlage für den Serverschrank ausreicht, die Mitarbeiter weiter geschult werden müssen oder die Personalqualifizierung bereits auf aktuellem Stand ist, lässt sich in einer unternehmensweiten Anforderungsanalyse ermitteln. Neue Löschanlagen, bauliche Maßnahmen sowie spätere Aufrüstungen sind teils mit hohen Kosten verbunden, weswegen die Anforderungen zunächst genau definiert werden sollten. Auf diese Weise kann der Brandschutz abgestimmt zu Ihrem Unternehmen ins digitale Zeitalter überschreiten.


 

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